Die Passage – eine Lektion der Königsklasse im Reitsport, insbesondere in der Dressur. Nicht umsonst gehört sie zu der Hohen Schule der Reitkunst. Dabei stammt auch diese Lektion aus den natürlichen Bewegungsabläufen von Pferden und dient, korrekt geritten, der Gymnastizierung und Gesunderhaltung dieser. Der folgende Artikel klärt, wie man eine Passage korrekt reitet und gibt Tipps und Tricks hierzu. Auch wird die Frage geklärt, was die Passage überhaupt konkret ist.
Was ist die Passage?
Die Passage ist eine anspruchsvolle Lektion im Reitsport, welche vor allem in der Dressur und klassischen Reitkunst gezeigt wird. Sie gehört mit zu den am schwierigsten reitenden Lektionen und zur Hohen Schule der Reitkunst.
Die Passage leitet sich aus dem natürlichen Imponierverhalten von Hengsten ab und ist damit ein angeborenes Verhalten, welches als Lektion gefördert wird. Positive Effekte einer korrekt gerittenen Passage sind die Stärkung der Hinterhand, der Kraft, die Förderung der Geschmeidigkeit und Beweglichkeit des Pferdes. Sie dient damit der gesund erhaltenden Gymnastizierung des Pferdes.
Voraussetzung für das korrekte Passagieren ist die Versammlung des Pferdes, welche durch die Lektion zudem weiter gefördert wird.
Die Lektion an sich sieht folgendermaßen aus: Ähnlich wie in der Piaffe ist die Passage eine trabartige Bewegung mit einem hohen Versammlungsgrad. Die Hanken (bestehend aus Hüftgelenk, Kniegelenk und Sprunggelenk) des Tieres sind gebeugt, die Last wird auf der Hinterhand verstärkt aufgenommen. Die Hinterbeine treten vermehrt unter dem Bauch des Tieres, während das jeweilige Vorderbein beim Passagieren höher genommen wird. Dadurch schaut die Lektion für den Zuschauer sehr erhaben, energisch und ausdrucksvoll aus.
Durch die Beugung der Hanken wölbt das Pferd den Rücken auf und senkt sie Kruppe und die Hüfte ab. Das schaut so aus, als wenn das Pferd „leicht in die Hocke geht“. Die Kopf-Hals-Position des Pferdes ist aufgerichtet, das Genick des Tieres ist dabei der höchste Punkt. Durch die Aufrichtung und Hankenbeugung wirkt der Vorderteil des Pferdes höher, als der Hinterteil des Pferdes, sodass eine Bergauf-Tendenz sichtbar ist.
Die Bewegung in der Passage ist schwungvoll durch die trabartige Bewegung, welche in der Lektion im Gegensatz zur Gangart Trab verzögert wird. Weitere Unterschiede zu der Gangart Trab ist die Verlängerung der Schwebephase beim Passagieren, während die Hangbeinphase verkürzt wird. Im Unterschied zur Piaffe geht das Pferd in der Passage vorwärts. Die Kadenz ist die Gleiche, wie in der Piaffe. Für den Zuschauer sieht die Passage so aus, als wenn das Pferd „tanzen“ würde.
Diese Bewegungen erfordern von dem Pferd eine hohe Konzentration und Kraft, sodass die Lektion nur von gut ausgebildeten Tieren (und Reitern) gezeigt werden kann.
Wie reitet man eine Passage?
Die Passage wird aus der Piaffe entwickelt, indem zunächst das Pferd anpiaffiert wird. Das Pferd in der Piaffe wird dann durch ein Treiben in die Vorwärtsrichtung in verkürzte Trabschritte geritten, der Passage. Die Hilfen sind also zunächst die Gleichen, wie in der Piaffe. Damit die Vorwärtstendenz aus der Piaffe in die Passage gelingt, muss der Reiter vermehrt von hinten treiben. Der Ausdruck des Pferdes und die Kadenz aus der Piaffe in die Passage bleiben gleich.
Eine andere Vorgehensweise ist das Passagieren aus dem Trab: Hierzu sitzt man zunächst die Gangart aus, der eigene Körper ist aufgerichtet und angespannt. Mit den Schenkeln und vorsichtig mit der Hand bringt man nun das Pferd dazu, seine Tritte zurückzunehmen und in schwebende Schritte zu gelangen, die Passage. Wichtig ist eine sanfte Einwirkung mit der Hand, man darf das Pferd nicht durch Ziehen oder Zerren am Zügel in eine vermeintliche Passage zwingen. Dadurch würde man nur den gegenteiligen Effekt erreichen, nämlich ein verspanntes und blockierendes Pferd.
Tipps und Tricks für eine gute Passage
Wie bei allen Lektionen sollte auch die Passage gemeinsam mit einem fachkundigen Reitlehrer, Trainer oder Reitmeister erarbeitet werden. Das Passagieren ist höchst anspruchsvoll und sollte nur mit Pferden erarbeitet werden, die körperlich und mental in der Lage sind, die gewünschten Leistungen zu erbringen.
Eine weitere Voraussetzung für die Passage ist, dass vor Erarbeitung dieser die Lektion der Piaffe bei Pferd und Reiter sicher sitzen. Die Passage wird nämlich aus der Piaffe erarbeitet und kann ebenfalls aus dieser geritten werden.
Philippe Karl, ein französischer Reitmeister, empfiehlt als Vorbereitung auf die Passage das Erarbeiten des Spanischen Schritt. Der Spanische Schritt ist eine Zirkuslektion, bei der das Pferd seine Vorderbeine höher nimmt. Um den Spanischen Schritt korrekt ausführen zu können, muss das Pferd sein Körpergewicht verlagern können, was ebenfalls eine Voraussetzung für die Passage darstellt. Aus dem Spanischen Schritt können erste Passagetritte erarbeitet werden.
Achtung: In der Spanischen Hofreitschule in Wien wird die Passage auch als „Spanischer Tritt“ bezeichnet, dies ist nicht zu verwechseln mit dem Spanischen Schritt.
Der Spanische Schritt wiederum kann verhältnismäßig einfach mit dem Pferd an der Hand erarbeitet werden. Allgemein empfiehlt sich zunächst eine Entwicklung aller Lektionen, auch die der Passage, an der Hand, bevor diese unter dem Reiter abgefragt werden.
Manchen Pferden hilft es, bei der Erarbeitung an der Hand an den Beinen mit einer Gerte angetippt zu werden, um den Takt in der Lektion zu finden.
Unter dem Reiter können, laut Phillippe Karl, Passagetritte aus einer Verstärkung und Versammlung im Trab geritten werden. Hierzu sind zahlreiche Übergänge empfehlenswert. Allgemein ist die Erarbeitung der Passage aus dem Trab oder aus der Piaffe leichter verständlich für das Pferd, als aus dem Schritt.
Losgelassenheit ist der Schlüssel zu Lektionen wie der Passage und Piaffe. Ist das Pferd nicht losgelassen, blockiert es, sodass die Lektionen dann gesundheitlich für das Tier sein können. Bei einem losgelassenem Pferd können die Lektionen überhaupt erst reell geritten werden und dienen der Gesunderhaltung von diesem. Auch der Reiter sollte gedanklich und körperlich losgelassen sein und von den Gedanken lösen, das Pferd in vermeintlich korrekte Bilder und Formen zwingen zu müssen. Unter Zwang kann keine korrekte Passage entstehen, dass Pferd muss Freude an der Bewegung entwickeln und einen energievollen und schwungvollen Ausdruck haben.
Hierzu ist der wichtigste Tipp: Loben, Loben, Loben! Der Reiter sollte kleinste Bemühungen seines Pferdes erkennen und loben. Auch regelmäßige Pausen sind im und für das Training sowie der Erarbeitung der Passage wichtig. In der Passage erbringt das Pferd Höchstleistungen an Konzentration und Muskelkraft, was dem Reiter dementsprechend bewusst sein sollte.
In der Ruhe liegt die Kraft. Bei aller Energie und Schwung ist ein überhöhtes Tempo in der Passage zu vermeiden, da das Pferd bei diesem leicht „auseinander fällt“ und nach hinten raustritt, anstatt unterzutreten.